Renaissance der Atomkraft? – Soziologe: Nicht „den Teufel mit dem Beelzebub austreiben“
Der Soziologe Sighard Neckel kritisiert Forderungen, zehn Jahre nach dem beschlossenen Atomaustieg aus klimapolitischen Gründen zur Nuklearenergie zurückzukehren.
Damit würden Probleme in der Gegenwart lediglich in die Zukunft verschoben, sagte Neckel im Deutschlandfunk. Zwar müsse Deutschland schon jetzt pro Jahr sechs Prozent der CO2-Emmissionen reduzieren, um gemäß der eigenen Klimaziele im Jahr 2035 keine Treibhausgase mehr in die Atmosphäre abzugeben, also klimaneutral zu werden. Die Frage der Atommüllentsorgung sei aber immer noch ungelöst. Nutze man die Atomenergie, um die Treibhausgasemissionen zu verringern oder auch als Hilfstechnologie bei der Erzeugung von Wasserstoff, dann käme das dem Prinzip gleich, den „Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben“, betonte Neckel.
Fast zehn Jahre nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima wächst der Widerstand gegen ein Ende der Atomkraft. Neckel meint, „die Atomkraft war eigentlich nie richtig weg“. In Frankreich und Japan habe die Atomenergie weiter eine große Rolle gespielt. Auch der neu gewählte US-Präsident Biden setzt im Kampf gegen den Klimawandel weiter auf Atomkraft – mit einer neuen Generation kleinerer Reaktoren.
Das gesamte Interview mit dem Soziologen Sighard Neckel können Sie hier nachhören. Neckel ist Professor für Gesellschaftsanalyse und sozialen Wandel an der Universität Hamburg.